WOHNEN HINTER VERSCHLOSSENEN TOREN

Wohnen in der Nadelburg

Betreten und verlassen konnte man Fabrik und Siedlung nur durch Öffnen der zumeist verschlossenen Tore. Die etwa 30 Wohnhäuser beherbergten oft mehrere Familien. Zunächst betrat man einen Vorraum. An diesen schloß sich die Küche, die jeweils von zwei Familien gemeinsam benutzt werden mußte. Immerhin gab es zwei einander gegenüberliegende Kochstellen, so dass die Familien zumindest getrennt wirtschaften konnten. Links und rechts der Küche lag ein Wohnraum für je eine gesamte Familie. Der zum Haus gehörende Garten musste gleichfalls gemeinsam benützt werden. Sozialer Mittelpunkt der Siedlung war die Kantine, ein Gasthaus mit Wagenschuppen und Pferdestallungen. Etwas nobler lebten die angeworbenen Facharbeiter. Da diese überwiegend aus protestantischen Regionen stammten, hatte Maria Theresia viel Wert darauf gelegt, sie zum katholischen Glauben zu bekehren. Die mächtige Kirche, nach Plänen des Baumeisters Nicolo Pacassi errichtet, der übrigens auch für Schloß Schönbrunn verantwortlich war, hatte also eine durchaus erzieherische Aufgabe. Die 1756 errichtete Schule vervollständigte das theresianische Fabrikskonzept. Bei einer Personalzählung im Jahr 1775 waren von den 606 beschäftigten Menschen übrigens 289 unter 12 Jahre alt.