Walzengravieranstalt Guntramsdorf

Im selben Jahr, als die ersten 386er Personal Computer auf den Markt kamen, liefen in der Walzengravieranstalt Guntramsdorf immer noch lederne Transmissionsriemen und trieben Maschinen an, denen selbst zwei Weltkriege nicht viel anhaben konnten. So als ob sich seit 1911, dem Gründungsjahr des Unternehmens, nichts geändert hätte.

Die Walzengravieranstalt war ein Spezialbetrieb, in dem gemusterte Druckwalzen für die Papier-, Leder- und Glasindustrie hergestellt wurden. Das gezeichnete oder gemalte Grundmotiv wurde unter der Lupe auf sogenannte Moletten graviert und über viele Zwischenstufen mechanisch und chemisch auf große Walzen übertragen. Die Auftragsbücher sind voll von renommierten Firmen, die hier Kunde waren: Johnny Walker, Austria Tabak, Julius Meinl… Aus den Vorlagen für dekorative Verpackungen, Etiketten und Stoffmuster entstand über die Jahre ein einzigartiges Archiv für graphisches Design des 20. Jahrhunderts.

Auf Videofilmen ist der aufwändige Herstellungsprozess der Walzen festgehalten und in Schaukästen die Entwicklung des Graveurhandwerks. All das aber wird übertroffen durch die authentische Atmosphäre, durch die vielen Details, die Gerüche und den Lärm der alten Maschinen, wenn der immer noch funktionstüchtige Transmissionsbetrieb in Gang gesetzt wird.